Augustin 555
Halluzinationen und Visionen rund ums Nass
Kaum sind die Temperaturen über die 30-Grad-Marke geklettert, ist uns in einer Redaktionssitzung gleich die Hitze in den Kopf gestiegen: Wir halluzinierten uns das Meer nach Wien, mit einem Strand am Karlsplatz, siehe Cover. Gedanklich ist der Konnex von Wien und Meer gar nicht so weit hergeholt – zeitlich durchaus: Immerhin sind inzwischen 14 Millionen Jahre verstrichen, seitdem sich hier noch die Paratethys befand. Restgewässer (etwa das Schwarze Meer) dieses prähistorischen Meeres sind in unseren Breiten zwar keine mehr anzutreffen, sehr wohl aber steinerne Dokumente. Welche und wo genau sie heute in Wien anzutreffen sind, beschreiben Thomas Hofmann und Mathias Harzhauser auf ihrer geologischen Stadtwanderung (S. 6).
In dieser Ausgabe blicken wir in Sachen Wasser auch in die Zukunft. Bettina Fleischanderl (Fotos) und Christof Mackinger (Text) stellen mit ProBACH ein (noch) visionäres Projekt zur Abkühlung des urbanen Raumes vor. Eines, das wohl mehr Effizienz und Nachhaltigkeit als Sprühnebelduschen in sich birgt (S. 18). Und weil auch aller guten Wasserdinge drei sind, bringen wir noch einen redaktionellen Veranstaltungshinweis zu einer performativen Wanderung am Aquädukt Liesing (S. 23).
Bei all dem Sommerfeeling, das die oben erwähnten Beiträge hervorrufen, möchten wir die Sozialpolitik nicht komplett aus den Augen verlieren: Unsere Kollegin Sónia Melo, übrigens nur zehn Kilometer vom Atlantik entfernt aufgewachsen, interviewte Emmerich Tálos in seiner Funktion als Ehrenvorsitzender der Initiative «Arbeitslosengeld rauf!» Der Politologe räumt darin u. a. mit der Mär, «dass arbeitslose Personen in der sozialen Hängematte liegen und nicht arbeiten wollen», auf (S. 10).
Viel Vergnügen mit dieser Sommerlektüre, die idealerweise in einer Hängematte genossen werden sollte!