Augustin 569
Wer klebt woran?
Sie sind derzeit auf allen Straßen – und in aller Munde: Die «Klimakleber». So werden sie oft bezeichnet, gemeint ist es abschätzig. Ich finde, dass es eigentlich super klingt. Klimakleber:innen kleben quasi am Klima – metaphorisch gesehen –, weil’s ihnen nicht egal ist. Andere kleben an ihren Sesseln, und nicht immer aus so gutem Grund. Personen mit Einfluss, die ihre Posten nicht räumen wollen, obwohl sie keine guten Entscheidungen treffen, soll es ja öfters geben. Keine guten Entscheidungen wie zum Beispiel Tempo 100 auf Autobahnen nicht einführen oder überhaupt neue Autobahnen bauen. Wer angesichts der steigenden Erderwärmung politisch nicht radikal umentscheidet, blockiert die Zukunft. Was unter Umständen etwas schlimmer ist, als für kurze Zeit Autos zu blockieren, um mit diesen Aktionen die Zukunfts-Blockierer:innen an der Macht in Fahrt zu bringen.
Straßen blockieren als Strategie des Protests ist auch nicht neu, wie Johannes Greß und Sebastian Rosenauer in der Coverstory (ab S. 6) feststellen. Die Taktik gibt es seit Jahrtausenden in unterschiedlichen Formen, von Bauernaufständen bis zur Letzten Generation.
Ungezwungen miteinander Tanzen, singen und mit selbstgekochtem Schleim hantieren dient hingegen eher dazu, Blockaden zu lösen. Und einfach Spaß zu haben. So geschehen während einer Workshopwoche mit Tänzerin und Choreografin Doris Uhlich. Im Tanzquartier Wien trafen sich dabei auch tanzbegeisterte Augustin-Verkäufer:innen (S. 18).
Augustin-Verkäufer Jan Pisar war dabei, und er war auch in Prag, der Stadt der Brücken. Von dort hat er einen Report über die Obdachloseneinrichtung unter der Stadtautobahnbrücke mitgebracht (S. 14).
Apropos Kleber: Eine Sesselkleberin will ich nicht sein, darum gebe ich meinen Platz jetzt ab. O.k., vorerst nur temporär. Mit dieser Ausgabe verabschiede ich mich in die Bildungskarenz und übergebe an Lisa Bolyos, die aus der ihren zurückkommt. Kollegin Sónia Melo bleibt der Redaktion weiterhin erhalten. In diesem Sinne: Alles Gute, wir lesen uns an dieser Stelle im Jänner 2024 wieder.