Augustin 577
Aufs richtige Pferd setzen
Wirtschaftlich turbulente Zeiten erleben gerade etwa die Swimmingpool-Baubranche, Fitnessbetriebe und Gastronomie. Zugegeben, die beiden erstgenannten Metiers erregen weniger unsere Aufmerksamkeit als ein Vorstadtwirt, der seine Fixkosten nicht mehr stemmen kann (S. 19). Klar, Hotel- und Gastrobetriebe können auch ohne Pandemien und/oder Energiekrisen ins Straucheln kommen, selbst im Luxusbereich. Ein historisches Beispiel wäre das ehemalige Hanner in Mayerling, aus dem 2016 die auf großem Fuße Lebenden quasi aus- und nun sieben Jahre später Wohnungslose eingezogen sind. Der Lokalaugenschein von Isabella Marboe und Michael Bigus konnte nicht anders als in den Rang einer Coverstory gehoben werden (S. 6).
Letzterer wollte seine Kollegin dazu überreden, gemeinsam zu dieser Wienerwalddestination zu strampeln. Dem Vernehmen nach ist es ihm aber nicht gelungen. Weitere Radlbefindlichkeiten einiger Augustin-Mitarbeiter:innen werden in der Rubrik «Wos is los» (S. 4) verraten. Überhaupt zieht sich das Veloziped wie ein Belgischer Kreisel durch diese Ausgabe, dazu einige Beispiele: Martin Schenk schreibt über das Fahrrad eines Nobelpreisträgers (S. 5), Reinhard Mandl unternahm vom Basislager Litschau aus mit einem Leih-E-Bike eine Expedition zum nördlichsten Punkt Österreichs samt Grenzüber(pedal)tritt nach Tschechien (S. 16) oder ein Radlobbyist als aktueller Lokalmatador (S. 18). Im «tun&lassen Magazin» ist das Velothema grafisch betrachtet zwar nur eine Randnotiz (S. 15), die hat es aber inhaltlich in sich, denn der Handel konnte 2022 beim Fahrradverkauf im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von sage und schreibe 36 Prozent verbuchen! Das zeigt, wer als Wirtschaftstreibende:r auf den Drahtesel gesetzt hat, hat aufs richtige Pferd gesetzt.
TEXT: REINHOLD SCHACHNER
COVERFOTO: MICHAEL BIGUS