«Aus Ihrem Hund wird keine Seife»vorstadt

Wiener Berufung

«400 Kilo wiegt der Kopf von der Ella. Besucher machen ­immer ­große Augen, für uns ist sie schon so normal wie ein ­Möbelstück», ­erzählt Alfred Deim, der die ­Geschäfte des Tierservice Wien ­leitet. Oder ­anders: Er ­verantwortet, dass verstorbene Haustiere abgeholt und der Tierkörperverwertung zugeführt werden. Deim hat selbst vor 35 Jahren als Fahrer und ­Arbeiter begonnen. Empathie und Feingefühl brauche es, um den Job bei den ­Leuten ­draußen gut zu ­machen: «Früher gab es viele ­Mythen, was mit den Tieren passiert. Da müssen wir ­beruhigen und sagen: ‹Keine Sorge, aus Ihrem Hund wird keine Seife und auch kein Hundefutter.
Wir sind ehrlich, aber pietätvoll. Die grauslichen Details will eh niemand wissen.»
Die toten Tiere werden nach der Abholung drucksterilisiert, mit derselben Methode, mit der auch Chirurgenstahl behandelt wird. Auf der anderen Seite kommen dann zwei Stoffe heraus: «Man kann sich das wie beim Speckauslassen vorstellen: Grammeln und Schmalz.» Die Grammeln sind Feststoffe, die der Verbrennung zugeführt werden, etwa in der Zementherstellung. Das Schmalz sind Fette, aus denen Biodiesel wird.
Ab und an kommt es auch zu exotischen Abholungen wie bei Ella. Die Elefantenkuh starb im ­Alter von 54 Jahren, während der Zirkus Louis Knie in Wien ­gastierte. Der Kopf wurde als Anden­ken ausgestopft, der Rest verwertet. Aber alles nichts ­gegen den schwersten Fall – den gestrandeten Finnwal Jonas, der 1889 im Zuge einer Ausstellung nach Wien kam und dort nach einigen Wochen aufgrund des fürchterlichen Gestanks von der damaligen Wasenmeisterei Wiens beseitigt werden musste.
Die am häufigsten abgeholten Tiere sind mit jährlich bis zu 7.000 Stück übrigens Katzen. Er selbst ist erklärter Hundenarr. Sein achtjähriger Rottweiler Bonzo ist vor kurzem verstorben. Für ihn gab es statt der Entsorgung durch das Tierservice eine Einäscherung. Das mache das Abschiednehmen leichter, erzählt Deim.

Text: Susi Mayer
Foto: Lukas Kropatschek