Vera Vasiljkovic

Drei Tage

Erste Dämmerung fiel auf einsame leere Straßen, eine ­lange Metalllaterne mit ihrem runden Helm, gebeugt, ­leuchtete schwach aus ihrem senkrechten Bauch, ab und zu hörte man Schuhsohlen leicht schlagen, als würden sie ­einen Weihnachtswecker unter si… weiterlesen

Unerwünschtes Weihnachtsgeschenk

An alle Leserinnen und Leser, bitte suchen Sie sorgsam aus, wem Sie Weihnachtsgeschenke geben! Sie könnten in ein Fettnäpfchen treten, so wie ich im Dezember des vorigen Jahres …

Seit ein paar Tagen schwimme ich im Einkaufsstrom, es heißt Weihnach… weiterlesen

Weiß und Rosa

«Hallo Vera!»
«Hallo Mirko!»
«Ein sehr netter Junge liegt im Koma im AKH, kannst du für ihn beten? Bitte!»
«Ja, sag seinen Eltern, sie sollen mich anrufen», rief ich und legte den Hörer auf. Schon wieder wird es Krieg geben, dachte ich erschöpft, … weiterlesen

Ein Ort, wo keine Walnüsse wachsen

Kapitel

Gott wusste, dass Corona, mein Geldmangel, Bequemlichkeit, Hitze und andere tägliche Routinen mir wenig Antrieb für das «Reise-Pedal» verleihen würden, um noch diesen Sommer eine Heimatreise zu machen. Er wusste auch, dass letztes Jahr… weiterlesen

Die Kapuze

Es ist halb zwei in der Nacht, ein Samstag.
Zusammengekauert saß sie da, auf meinem niedrigen Bett im Wohnzimmer. Die Kapuze des schwarzen, großen Sweaters zog sie immer wieder fast bis zu ihrer Nase, ihre dichten, struppigen, langen blonden Strähne… weiterlesen

Kaffee mit Ingwer und Honig (3)

Bedauerlicherweise fehlte ihm der Mut, schließlich war er wiedergeborener Pfingstler, und wenn man es je versuchen sollte, dann müssten er sie, die Geliebte, in einer Heiratszeremonie weihen, was eine schwere Aufgabe war bei so vielen noch freien Sch… weiterlesen

Kaffee mit Ingwer und Honig (2)

Er war nicht mein Typ und ich war nicht für ihn «gesetzestreu» genug. Außerdem war da dieser Ehering, der mir entgegenglitzerte und die 16 Jahre, die er auf die Rückkehr seiner Ex-Frau wartete. Trotzdem wurden meine Tochter Jovana und ich treue Sonnt… weiterlesen

Kaffee mit Ingwer und Honig (1)

Wenn man am wenigsten vom irdischen Leben erwartet, kommt etwas Unerwartetes, etwas wonach ich mich viele Jahre sehnte.

In diesem kleinen kühlen Keller, der nach frischgelegtem Parkett roch, an einem gewöhnlichen Sonntag, genau gesagt kurz nach 13… weiterlesen

Der Bettelprinz

Erster Teil

Die lange Suche nach Martin endete genau am 12. 11. 2018 in der Marxergasse im 3. Stock, Zimmernummer 303. Es ist ein seltsames Gefühl, eine Beerdigung zu feiern, die vor 6 Jahren, am 6. August stattfand.

Illustration: © Silke Müller
Manche Menschen… weiterlesen

Hinter mir die Zukunft

Stellen Sie sich vor, Sie stehen neben einem Container, rauchen endlich Ihre Zigarette, überlegen sich, wie Sie die paar Cent, die Sie mit Schweiß, Schwielen, Muskelkater, Zungenbrechern, und von Schikanen begrüßt erworben haben, für überfällige Miet… weiterlesen

Die roten Turnschuhe

Mischa

1. Kapitel

Mischa, ein kleine dunkelhäutige Gestalt, leicht umfänglich, seine dunklen, großen Augen trugen einen Hauch der südlichen Sonne. Wenn ich in sie blickte, weckten sie in mir das kleine Lagerfeuer meiner barfüßigen Kindheit und in ihnen beg… weiterlesen

Der Traum

«Hallo Peter»

«Hallo Vera»

«Peter, ich hatte gestern einen Traum, ein Mann vom Finanzamt kam zu dir und rief: ‹Herr D., Sie sind ihre Steuerschulden los, Sie müssen eine Million Schilling nicht mehr zurückzahlen.› Peter, das war ein prophetischer T… weiterlesen

Wo Adler nie müde werden …! (Teil 2)

Jovana, meine Tochter, dieses Mädchen, schon mit 10 Jahre trägt sie einen schweren Rucksack – die jetzige Gesellschaft, Schulstress, Aussehen-Stress, Buben- und Kühl-sein-Stress, Konsum-Stress und vieles andere, das in diesem Zeitalter für Aufregung … weiterlesen

Wo Adler nie müde werden …!

Das kleine Fenster, das in der Mitte ein weißes Plastikkreuz in sich bewahrte, ließ heute von draußen keinen Schimmer Licht aufsammeln. Die abendlichen Dämmerung, die sich viel zu früh auf die breite Straße, die Autos und die großen Laternen legte, s… weiterlesen

Wenn Steine weinen (Teil 2)

Eines Tages, als Großvater seine Pension bekam und wir in die Stadt fuhren, um bei der Ruža Čevapčići zu essen, sah ich in der Auslage dunkelrote Cowboystiefel, die so viel kosteten wie seine ganze Monatspension. Er kaufte sie mir, und wir hatten den… weiterlesen

Wenn Steine weinen (1)

Als ich ein paar Monate alt war verließ meine Mutter meinen Vater. Mein Vater war Musiker, er spielte Ziehharmonika. Er war gewohnt an das Nachtleben und daran, viel zu trinken. Oft wurde er dabei aggressiv. Meine Mutter war gerade 15 Jahre alt, als … weiterlesen

Sehnsüchtig warten

Die Stimme, die du hörst, ist meine.
Es sind meine streichelnden Hände,
die du durch meinen Bauch spürst.
Mein Kind, die Winternächte ohne dich sind nackt, lang und kalt.

Komm, mein Kind, damit endlich dieser Winter fortgeht,
für immer aus unseren Z… weiterlesen

Meine Cousine

Milanka. Hinter Nina und Sara stand sie leicht gebückt, eine Zigarette hielt sie in der Hand. Lange Aschenspur. Pagenkopf blondiert. Das Gesicht kantig dunkel, ein gelblicher Teint, Augenbrauen dünn gezupft, spitzes Kinn, Wangen eingefallen, leichter… weiterlesen

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