Energiespar-Einmaleins für Wientun & lassen

Illustration: Thomas Kriebaum

Klimazone: Die Stadt Wien muss darauf setzen, systematisch weniger Energie zu verbrauchen

Wir sollen beim Kochen den Deckel für den Topf nicht vergessen, kurz duschen und nur stoßlüften. Der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise gehen mit Energiespartipps der Regierungen einher. Wie viel Gas diesen Winter verbraucht, wie viel warmes Wasser verschwendet wird, ist natürlich wichtig. Es ärgert mich trotzdem, weil diejenigen, die am Ende des Monats kaum mehr über die Runden kommen, sowieso nicht anders können. Aus Angst vor der Rechnung heizen sie nicht und benutzen nur kaltes Wasser. Energiesparen mag für einige ein Lifestyle sein, für andere ist es finanziell gar nicht anders möglich.
Doch befolgt die Politik ihre eigenen Energie­spar-Apelle? Dass in Wien noch 600.000 Haushalte mit Gas heizen und auch unsere ­Fernwärme nicht ohne auskommt, dass viele Menschen mit dünnen Wänden und undichten Fenstern regelrecht die Straße mitbeheizen müssen, dass Wien es noch immer nicht geschafft hat, allen Pendler:innen gute Alternativen zum Auto zur Verfügung zu stellen und dafür die Benzinschleudern aus vielen Teilen der Stadt zu verbannen, ist nämlich die Schuld der Politik und nicht der Einwohner:innen. Wenn wir also in Zukunft Energie sparen und von fossilen Energien unabhängig werden wollen, muss sich politisch etwas ändern.
Neben dem Ausbau von PV-Anlagen auf den Wiener Dächern und Windrädern am Rand von Wien, muss die Stadt Wien also vor allem daraufsetzen, systematisch weniger Energie zu verbrauchen. Das heißt einerseits, für den Neubau von Gebäuden Passivhaus- oder ­Plusenergie-Standards vorzuschreiben. Alle Neubauten müssten dann mindestens so viel Energie selbst erzeugen, wie sie verbrauchen. Andererseits müssen bereits bestehende Gebäude in Wien saniert und mit einer guten und, auch was Herstellung und Material betrifft, nachhaltigen Wärmedämmung ausgestattet werden. Denn je besser die Dämmung, desto weniger muss geheizt werden. Zusätzlich muss das Heizsystem gewechselt werden. Statt Öl- und Gasheizungen, können in sanierten Gebäuden gleich Wärmepumpen, Geothermie oder auch Fernwärme zum Einsatz kommen. Um allerdings nachhaltig zu sein, muss Wien auch die Umstellung der Fernwärme von 80 Prozent fossiler Energie zu erneuerbaren Energieträgern vorantreiben.
Aber nicht nur im Gebäudebereich muss Energie gespart werden. Auch die Frage, wie wir in Zukunft von A nach B kommen, wird beim Energiesparen entscheidend sein. Das Ziel muss lauten: so viele Menschen wie möglich mit so wenigen Ressourcen wie möglich zu transportieren. Derweil besitzen viele Wiener:innen noch ein Auto, von 270.000 Pendler:innen kommen zwei Drittel mit dem Auto nach Wien. Das bedeutet viel Benzin und Diesel für ­tonnenschwere Fahrzeuge, die im Durchschnitt nur 1,2 Personen transportieren. Wien muss also gute Alternativen für Pendler:innen schaffen, ­sichere Rad- und Gehwege aus- und dafür Parkplätze und Autostraßen ­rückbauen. Und warum geht es nicht noch mutiger? Warum sollte ein Wien der Zukunft nicht beispielsweise innerhalb des Gürtels ganz autofrei sein und dafür Platz für Begegnungszonen, Öffis und Grünflächen schaffen?
Wenn die Stadtregierung Energiepolitik ernst nimmt, dann muss sie spätestens jetzt anfangen, uns Bürger:innen das Sparen einfach zu machen!

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