Phettbergs Phisimatenten: KriegszeitenDichter Innenteil

Grafik: Thomas Kriebaum

Kriegszeiten

Mein Bruder Theo ist eigentlich mein Halbbruder, und ich bin ja gesegnet im Gegensatz zu ihm, nie Kriegszeiten durchlebt haben zu müssen. Mein Bruder Theo ist 16 Jahre älter als ich. Doch sowohl meine Mama als auch Theos Großmutter Agnes Prem-Paier-Windisch mussten zwei Kriegszeiten durchleben. Unsere Großmutter nannten alle «Windisch-Oma», sie hatte nur einen Sohn, aber am Unternalber Kriegerdenkmal des Ersten Weltkriegs finden sich zwei Gefallenennamen Paier: Franz und Johann. Franz PAIER, geb. 1879, und Johann PAIER, geb. 1887. Einer davon war ihr Sohn.
Ich weiß zusätzlich, dass es auch in Obernalb eine Familie Paier gibt. Ich habe großes Glück, um diesen Aufsatz schreiben zu können, half mir Dr. Werner Nachbagauer. Er fährt gern Fahrrad, und ich darf ihn ab und zu darum bitten, mir Details aus dem «Dreieck», das Retz, Obernalb und Unternalb bilden, zu berichten. Zum Beispiel weiß ich jetzt, dass auf dem Unternalber Kriegerdenkmal vom 1. Weltkrieg doch nicht, wie mir alle immer erzählt hatten, der Name «Theodor Paier» auch stünde. Nur am Unternalber Kriegerdenkmal vom Zweiten Weltkrieg steht «Theodor Paier». Das war der gefallene Sohn von Theodor Paier senior.
Die Mama und die Windisch-Oma waren voller Schmerz, als ihre Kinder jeweils fünf Jahre alt wurden, denn im Ersten Weltkrieg fiel der Gatte von Frau Agnes Prem-Paier-Windisch und im Zweiten Weltkrieg fiel der Ehemann der Mama. Die Hauptnachkriegstragödie der Paier-Familie war, wie ein blutjunges Ehepaar mit ihrem Motorrad gegen einen Baum fuhr, und der stand höchstens 200 Meter neben dem Unternalber Friedhof. Die verständigten Polizisten mussten den Unternalber Gemeinde-Austrommler zum Theo schicken, und ich kann mich noch genau erinnern, wie, als ich circa acht Jahre alt war, mein Bruder ganz aufgeregt zur Mama kam, um ihr mitzuteilen, dass Maria und Konrad tödlich verunglückt sind, und nun im kleinen Leichenhällchen am Unternalber Friedhof liegen. Und die Mama musste das dann ihrer Schwägerin, der Mutter der verunfallten Maria, mitteilen.