Augustin 399 - 10/2015
Eine Superparty mit einem Supersandler
Innerhalb weniger Seiten bietet die vorliegende Augustin-Ausgabe zwei Geschichten, die erfunden klingen, aber sich wirklich zugetragen haben! Welche der beiden skandalöser und von größerer (gesellschafts-)politischer Tragweite ist, liegt in Ihrem Ermessen, werte Leserin, werter Leser.Zum einen hätten wir den Bericht über die Castingshow «Österreich sucht den Supersandler» (S. 12/13). Diese Aktion solle vorgeblich der «Ortsbildverschönerung»[!] dienen, ist im Endeffekt aber nichts anderes als ein Gaudium für Superreiche auf dem Rücken von obdachlosen Menschen. Zum anderen die aktuelle Folge aus der «Wiener Wirtschaft» über den Verkauf eines Gemeindebaus und die Verstrickungen eines SP-Politikers mit der Immobilienwirtschaft (S. 11). Wir erinnern uns an dieser Stelle noch an den roten Wahlslogan «Wir kämpfen für leistbares Wohnen» … Da ist die Privatwirtschaft in der Regel weniger verlogen – im Kampf um den Profit, wie unser Mitarbeiter Christian Bunke herausgearbeitet hat. Er beschäftigte sich mit dem Thema Zwischennutzung in Wien und zeigt am Beispiel der ehemaligen Lustfabrik in Hernals, dass auf privater Seite Nägel mit Köpfen gemacht werden, aber von der Politik kaum mehr als Lippenbekenntnisse zu erwarten sind (S. 18/19).
Redaktionskollege Robert Sommer hat sich für diese Ausgabe gleich in doppelter Hinsicht mit dem Thema Stadtentwicklung auseinandergesetzt: In der Theorie mit einem Plädoyer für die Wiederentdeckung von Leopold Kohr (S. 8/9.). Dieser 1994 verstorbene Querdenker gilt u. a. als Kolporteur der «Small-is-Beautiful»-Idee.
Als «Praktiker» besuchte Robert Sommer mit dem Fotografen und Autor der Augustin-Serie «Die Abenteuer des Herrn Hüseyin» (S. 35), Mehmet Emir, Hohenau, um eine Rückentwicklung zu beschreiben: Rund zehn Jahre nach der Schließung der Zuckerfabrik droht dieser Marktgemeinde im Bezirk Gänserndorf nämlich die Verödung (S. 16/17).
Entwicklungspotenzial nach oben sehen hingegen die Verantwortlichen des Fußballvereins ASK Elektra. Noch spielen die Elektraianer im Schatten des Ernst-Happel-Stadions, am Josef-Fritsch-Weg, doch mittelfristig soll es in die Regionalliga gehen, gestand die Vereinsführung unserem Fußballunterhaus-Reporter Wenzel Müller (S. 20/21). Apollinischer als am Fußballplatz geht es in den Sphären der Literatur zu. Die in Wien aufgewachsene und lebende Schriftstellerin Anna Kim würde beim Fußballmatch eher nicht ihrem Geburtsland Südkorea zujubeln, gestand sie Veronika Krenn im Augustin-Interview anlässlich der Europäischen Literaturtage in Krems (S. 27). Doch zurück nach Wien: Wer ’s richtig dionysisch mag, sollte am 16. Oktober im Haus der Begegnung (HdB) Donaustadt vorbeischauen, wo die große Sause anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Augustin auf dem Programm steht (Details auf der Rückseite dieser Ausgabe). – Die Donaustadt liegt zwar in Transdanubien, aber nicht hinterm Eisernen Vorhang, der wurde nämlich schon niedergerissen. Sie ist sogar rasch von der City aus erreichbar, bspw. wären es vom Stephansplatz mit der U-Bahn läppische zwölf Minuten zur sachdienlichen U1-Station Kagran, vom Praterstern gar nur sieben! Es spräche auch nichts gegen eine Anreise mit dem Fahrrad, denn das bekanntlich bescheidene Höhenprofil von Transdanubien ist selbst einem nicht gedopten Herz-Kreislauf-System zumutbar. Und nach dem Zielsprint würde Sie nicht nur eine Superparty mit isotonischen Getränken wie Uhudler, sondern vermutlich auch Österreichs erster Supersandler erwarten …