Augustin 551
Freie Medien unter (Kosten-)Druck
Wenigstens profitiert die «Auslader:innen-Partie» mit dem nun um acht Seiten schlanker, und somit leichter gewordenen Augustin. Die Hefte werden nämlich zu schweren Hunderterpackerln gebündelt zugestellt. Und diese gilt es von Menschenhand vom Hof ins Lager zu schupfen, da die Transportpaletten nicht durch die Eingangstür passen.
Ursache der Seitenreduzierung ist, eh klar, die Teuerungswelle: Die Papierkosten sind innerhalb von nur fünf Monaten um knapp über vierzig Prozent gestiegen. Bei der Qualität machen wir aber keine Abstriche, überzeugen Sie sich davon bitte selbst, etwa mit der Covergeschichte. Darin wirft Sónia Melo einen (historischen) Blick auf «wilde Streiks» und legt dar, wie wichtig diese gerade für die Zukunft wären, aber in Österreich kaum jemand am Radar hat (S. 6–9).
Im Ressort Vorstadt nimmt Tanja Schult, Denkmalforscherin an der Uni Stockholm, Platz. Sie verrät im Interview (S. 14–15), warum sie Wien als Forschungsort ausgewählt hat und warum sie mittels Schreibwettbewerb Kontakt zu den Bewohner:innen knüpfen möchte.
In eine andere Richtung bewegt sich die Wiener SPÖ, etwa in jene des Hans Peter Haselsteiner. Eines Unternehmers, der einen einzigen Blogger, Markus Wilhelm, wenn auch erfolglos, mit immerhin 18 Klagen eindeckte. Mal abwarten, ob auch der Augustin wegen der aktuellen Folge der «Immo aktuell» (S. 12) Post aus dem «Haselsteinreich» erhalten wird.
Noch ein weiterer roter Richtungsschwenk: Finanzstadtrat Hanke dreht für den Community-Sender Okto TV nach 18 Jahren den Förderhahn zu. Sollte der Mitmach- und Diversitätssender überleben – was wir doch sehr hoffen –, muss Augustin TV dort trotzdem seinen Betrieb einstellen. Auch Radio Augustin wird bald Geschichte sein. Es gilt nun alle (finanziellen) Ressourcen für die Zeitung und die soziale Arbeit freizumachen, damit die «Auslader:innen-Partie» noch lange etwas zum Schupfen hat.