Quer durch Stadtforschungsgebietevorstadt

Auf «kulturhistorischen Streifzügen» Wien kennenlernen

Mit «Quer durch Wien» legt Peter Payer den dritten Band seiner «kulturhistorischen Streifzüge» vor. Der Historiker und Stadtforscher beschreibt darin Wien auf dem Weg zur Metropole.Payer wählt teilweise sehr spezifische, dem ersten Anschein nach auch relativ unbedeutende Beispiele aus, etwa Stand- und Säulenuhren oder Geldausgabeautomaten, widmet sich aber auch größeren Brocken wie der Entwicklung des Tourismus oder der Ring- und Mariahilfer Straße.

Einen großen Themenblock bilden Kurzessays zum Thema Mobilität, wobei sich Peter Payer auch hier neben naheliegenden Kategorien wie öffentlicher und individueller Verkehr Ausflüge in Randzonen erlaubt, zu Personenaufzug, Paternoster (Umlaufaufzug) oder Rolltreppen. In diesen Peripherien der Stadtforschung sind die populärwissenschaftlich verfassten Beiträge besonders erfrischend und lassen kleine Abschweifungen gut verdauen. So wirken etwa Payers Ausführungen über die Bedeutung der Hollywoodschaukel auf der Wiener Internationalen Gartenschau (WIG 64) etwas übertrieben oder jene zur ersten «Deutschen Städte-Ausstellung» wenig relevant für Wien.

Gegen Ende des Buches zeigt sich Peter Payer mehr als Stadtforscher denn als Historiker, indem er gegenwärtigen (internationalen) Entwicklungen in Sachen Lichtmanagement und akustische Stadtgestaltung nachspürt. Ein gelungen runder Abschluss der «kulturhistorischen Streifzüge», deren Haupttitel gleichlautend einem historischen Sportbewerb ist. «Quer durch Wien» war von 1912 an für rund 20 Jahre mitunter ein Schwimmgroßevent, wie man heute sagen würde. Dabei galt es auf einer Länge von bis zu zehn Kilometern und bei Wassertemperaturen von bis zu elf Grad Celsius den Donaukanal abzuschwimmen. Der Zuschauerrekord betrug unglaubliche 250.000!

Peter Payer: Quer durch Wien. Kulturhistorische Streifzüge

Czernin Verlag 2017

264 Seiten, 23 Euro