Augustin 592

Solidarität und Engagement

Only bad news are good news lautet ein altbekannter Aphorismus der Medien(geschäfts)welt, schlechte Nachrichten erregen Aufmerksamkeit und lassen sich gut verkaufen. Dem Augustin wird immer wieder vorgeworfen Schlagseite Richtung Suderei zu haben. Eine Daumen-mal-Pi-Inhaltsanalyse von Texten mit mindestens einer Seite Länge der letzten vier Augustin-Ausgaben ergibt: 21 Artikel mit positivem Inhalt, 5 eher traurige, 4, die sich nicht einordnen lassen. Der Augustin muss sich also keineswegs «Zentralorgan der Tristesse»* schimpfen lassen.
Diese 592. Ausgabe widmet sich mehreren wenig erfreulichen Themen. Das Gute daran: Die Menschen wehren sich – gegen schlechte Arbeitsbedingungen, gegen unleidliche Zustände beim Wohnen, gegen Gewalt an Frauen. Betania Bardeleben beschäftigt sich mit den meist schwierigen Arbeitsbedingungen in der Gastro (ab S. 6). In einem Haus am Gaudenzdorfer Gürtel leben etwa 20 asylsuchende Männer als Untermieter seit über einem Jahr ohne Strom und Gas. Christian ­Bunke recherchierte zu der skandalösen Causa (S. 10). Am 5. März 2021 wurde ­Nadine W. von ihrem Ex-Partner brutal misshandelt, mit Benzin übergossen und angezündet. Mehrere Wochen danach starb die Trafikantin an den Folgen. Der Tatort, Nadine W.s Trafik, ist seit Dezember 2023 ein Kunst- und Gedenkraum, wo mit wechselnden Ausstellungen Femizide thematisiert und erinnert werden. «FRAU* schafft Raum» heißt dieses bemerkenswerte Projekt, über das Brigitte Theißl auf Seite 18 schreibt.
Ernste Geschichten, in denen es aber auch um Solidarität und Engagement geht, und die Hoffnung, dass diese zu good news führen.

*Wer wann und in welchem Zusammenhang diese Zuschreibung formulierte, wissen wir nicht (mehr).

 

Nachtrag: Seit dem Entstehen der obigen Zeilen wurden in Österreich sieben Femizide verübt.

www.aoef.at/index.php/zahlen-und-daten/femizide-in-oesterreich

 

Text: Jenny Legenstein

Coverillustration: Thomas Kriebaum

Immer etwas los

Augustinerin Sarah Akpogo

Seit ich nach Österreich gekommen bin, habe ich vom Augustin gehört. Ich verkaufe ihn bei der U3-Station Volks­theater, abwechselnd mit meinem Mann (Verkäufer Viano Akpogo hatten wir in Ausgabe 585 als Augustiner vorgestellt. Anm.) Früher hatte ich z… weiterlesen

Danke, freie Mitarbeiter:innen!

Wos is los … beim Augustin? … im Februar ’24

Los ist immer irgendwas, manchmal am meisten am Cover. Zum Beispiel auf den beiden, die sie unten sehen. Mit gleicher Punkteanzahl haben sie diesmal das Covervoting gewonnen, das wir in guter Tradition beim jährlichen Treffen der freien Augustin-Mita… weiterlesen

Auf sich alleine gestellt

Eing’Schenkt (28. Februar 2024)

«Ich war schnell mit der Miete im Verzug. Es war so schlimm, dass ich mich zwei Wochen nur von Reis ernährt habe. Andere gehen zu ihren Eltern und fragen um Unterstützung. Bei mir ging das nicht», erzählt Paul.
Im Schnitt ziehen junge Menschen hierz… weiterlesen

«Ein Betriebsrat ist wie ein Sieb»

Eva Eberhart verhandelt die Gehälter für Hotel- und Gastgewerbe.
Im Gespräch berichtet sie von den vielen Baustellen der Gastronomie und von ihren Wünschen für die diesjährigen Kollektivvertragsverhandlungen, die soeben begonnen haben.

Sie sind … weiterlesen

Finsteres Wohnen

In einem Haus in Meidling leben 20 Menschen zur Miete seit über einem Jahr ohne Strom und Gas. Bestandsaufnahme eines skandalösen Falls.

Das Haus mit der Nummer 41 am Gaudenzdorfer Gürtel an einem Februarabend: Dunkle Fenster schauen auf die vier… weiterlesen

Schrödingers Katze

Speakers‘ Corner (28. Februar 2024)

Kennt ihr die Situation: Es ist eigentlich ein super wichtiger Feiertag für euch, den ihr mit eurer Familie verbringen wollt, aber ihr lebt in Österreich und hier ist der Tag ein stinknormaler Arbeitstag. Mir ist das letztens wieder mal zum Mondneuja… weiterlesen

Spiel ohne Grenzen

In Klagenfurt am Wörthersee gibt es seit einem Jahr das einzige Schachmuseum Österreichs. Mit mehr als 3.200 Exponaten ist es zugleich das größte in Europa.

Schachbretter sind für gewöhnlich quadratisch, haben 64 Felder, auf denen 16 weiße Figure… weiterlesen

Bruchstücke von Franz Joseph

Städte unterm Radar: Český Těšín/Cieszyn

Český Těšín/Cieszyn ereilte nach dem Ersten Weltkrieg das gleiche Schicksal wie Gmünd/České Velenice, es wurde zwischen zwei Staaten geteilt: Nach einem siebentägigen, tschechoslowakisch-polnischen Krieg kam 1919 das kleinere Bahnhofsviertel zur Tsch… weiterlesen

Ein Kunstraum zum Gedenken, zur Mahnung

26 Femizide – Tötungen von Frauen aufgrund ihres Geschlechts – wurden letztes Jahr in Österreich begangen, heuer bereits einer. In der Nußdorfer Straße in Wien Alsergrund gibt  es jetzt einen Kunst- und Gedenkort:
FRAU* schafft Raum.+

«Ich kann … weiterlesen

Kurz und bündig

Anthologie: aufblitzen

Ein Thema, eine Idee kann lang und breit ausgewalzt werden und 1.000 Seiten füllen. Das Ausschweifende, Ausufernde, Epische kann eine wunderbare Lektüre sein. Aber etwas kurz und bündig auf den Punkt zu bringen, ist eine leider unterschätzte Kunst in… weiterlesen

In ständiger Veränderung

Event: Tanzquartier Wien und der Augustin

Tanzen, bewegen, singen, performen – das tun Augustin-Verkäufer:innen gemeinsam mit Personen von Integration Wien und von Obdach Forum eine Woche lang im Tanzquartier Wien (TQW). Die Choreografin und Tänzerin Doris Uhlich leitet das Projekt (wie scho… weiterlesen

Architektonischer Widerstand

Aus der KulturPASSage (Februar 2024)

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem deutschen Architekturmuseum zum Thema Protestcamps und deren Struktur ist derzeit im MAK zu sehen.
Die Ausstellung befasst sich mit der Frage, inwieweit Protestarchitektur am Erreichen der Protestziele beteili… weiterlesen

Cherchez la Femme: Da liegt der Hund begraben

Über den Film Erik & Erika

Ich beginne mit einem Erlebnis aus meiner frühen Jugend. Die Aus­wirkungen und mein feministi­scher Widerstand gegen alles, was männlich, Arzt und älter als fünfzig war, verstand ich erst im Erwachsenenalter. Der Schmerz beim Schreiben wunderte mich…. weiterlesen

Was sind Polarlichter?

Eine Frage an … die Physikerin Tanja Amerstorfer

Polarlichter, auf der Nordhalbkugel auch Nordlichter genannt, sind ein buntes Schauspiel am Nachthimmel. Seinen wissenschaftlichen Namen Aurora borealis hat das Polarlicht von der römischen Göttin der Morgenröte: Aurora.
Wie entstehen Polarlichter? … weiterlesen

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