Augustin 488 - 09/2019

Urlaubsende & Urnengang

«Blau ist ein Zustand, keine Partei», kommentiert der Augustinverkäufer Gernot H. in unserer Coverstory die Qual der kommenden Wahl. Herr Groll (S. 42) hingegen lobt sich die FPÖ: «Die bleibt wenigstens berechenbar korrupt und rechtsextrem … und stellt verlässlich Leute aus dem braunen Eck für die Wahlen zum Parlament Ende September auf.» Juhu, wir gehen wählen! Am 29. September ist es wieder so weit, ein neuer Nationalrat muss her.
Wählen darf, wer die österreichische Staatsbürger_innenschaft hat und spätestens am Wahltag 16 Jahre alt wird. In Wien ist rund ein Viertel der Bewohner_innen im Wahlalter nicht wahlberechtigt – falscher Pass; ein weiteres Viertel geht nicht wählen – kein Interesse. Sprich, rund die Hälfte der Hauptstädter_innen über 16 redet nicht mit, wenn es um ihre politische Repräsentation geht. Können solche Wahlen eine Demokratie noch legitimieren? Weil besonders Armutsbetroffene dazu tendieren, den Urnengang auszulassen, kommen in der Coverstory dieser Ausgabe (S. 6–8) neben Sozialwissenschaftler_innen auch Augustinverkäufer_innen zu Wort und erzählen, wie sie es mit dem Wählen halten.
Bei der Recherche fiel nicht nur auf, was das Wählen, sondern auch, was der Sommer mit Armut zu tun hat: Im August war in kaum einem Forschungsinstitut, in kaum einer Behörde jemand für ein Interview zu erreichen. Die Expert_innen für Armut im Alltag hingegen nahmen sich ad hoc Zeit für ein Gespräch – sie waren, wenig überraschend, nicht auf Urlaub gefahren.
Apropos Urlaub: Auch die Redaktion lehnt sich im Sommer traditionell zurück – Faulsein ist bekanntlich der beste individuelle Beitrag, den der Mittelstand zur Klimaschonung leisten kann. Dass wir in den Sommermonaten nur zwei statt vier Augustinausgaben produzieren, hat aber nicht nur Vorteile. Es muss sich, wie ein Leser uns kürzlich besorgt schrieb, natürlich auch negativ auf die Einnahmen der Verkäufer_innen auswirken. Als Ausgleichsmaßnahme gibt’s beim AUGUSTIN zwar den sogenannten «Sommerbonus» – eine bestimmte Anzahl von Gratis-Zeitungen –, dennoch ist das Sommerloch im Börserl zu spüren.
Umso besser also, dass langsam der Herbst eintrudelt. Kommen Sie aus dem Urlaub zurück, gönnen Sie sich ein Achterl Traubensaft und die beste Boulevardzeitung Wiens – sie steckt von A wie Adel (S. 13) über M wie Monoamin-Transporter (S. 27) bis Z wie Zeitzeuge (S. 23) voller Überraschungen!

wos is los … beim Augustin

Seriensiege

Augustin-Mitarbeiter_innen haben für sich einen neuen Sport entdeckt: bei Journalismus-Preisen einzureichen. Und die Erfolge trudeln am laufenden Band ein. Wie wir bereits ausführlich in der Nr. 486 berichtet haben, gingen Anfang Juli gleich in drei … weiterlesen

Mit Leidenschaft

Augustinverkäufer Rudi

Zum Augustin bin ich 2005 gekommen, davon erfahren habe ich schon früher. Ich war im Berufsleben, habe ein Haus gebaut, habe nach zwei Scheidungen ein Alkoholproblem gehabt und war auf Therapie in Ybbs. Dort habe ich jemand kennengelernt, der hat mir… weiterlesen

Wieso die Armen nicht gern zur Urne schreiten …

… und was die Reichen davon haben

Wer arm ist, geht weniger oft wählen. Ist Demokratie nur noch was für die Reichen? Und was sagt das über die Parteienlandschaft aus? Eine Recherche zum bevorstehenden Wahlsonntag. Text: Lisa Bolyos, Illustration: Barbara Ott

«Man bestimmt eh nicht… weiterlesen

Der wilde Ritt

Psychose, Beschämung und Wege in die Stabilität

Ein Liebeslied auf Social Media oder der ganze US-Wahlkampf – in der Psychose bezieht Susanne Lang alles auf sich. Wie sie sich
erklärt, was da mit ihr passiert, hat sie Dagmar Weidinger erzählt. Illustration: Nina Pieper

Als im Herbst 2018 die … weiterlesen

Eigentum soll sich wieder lohnen

Immo Aktuell: Wenn die NEOS wohnpolitisch was zu sagen hätten

Die kühnsten Träume der Immobilienbesitzer_innen werden wahr – auf die anderen wartet eher ein Alptraum. So lässt sich die Wohnungspolitik der Partei NEOS zusammenfassen, meint Käthe Knittler. Illustration: Much

Die wesentlichen Vorschläge der NEO… weiterlesen

Ein Wohnzimmer am Praterstern

F13, Glückstag der Aus-dem-öffentlichen-Raum-Verbannten

«Diese Stadt gehört schon längst nicht mehr uns», singen Christoph & Lollo ungewohnt fatalistisch, und weiter: «Kein stiller Ort, wo man in Ruhe brunzt.» Am Freitag, dem 13. September, wird diese Stadt zurückerobert. Am Praterstern entsteht zwar … weiterlesen

Bunte Ameisen im Gemeindebau

Ameisenstraßen als probates Mittel, damit Nachbar_innen niederschwellig zueinander Kontakt aufnehmen können!? Veronika Krenn ging dieser These nach und traf dabei auf eine Künstlerin, die am Aufkommen der Hautflügler nicht ganz schuldlos ist.

«Ent… weiterlesen

Auf Daubenjagd

Stockschießen: ein Sport, der mittlerweile mehr auf Asphalt als auf Eis ausgeübt wird

Auf das agile Alter folgt das fragile: Mit etwa 80 Jahren setzen unvermeidlich die Gebrechen ein. Vieles geht dann nicht mehr. Doch Stockschießen geht noch, das beweisen zumindest die Senior_innen des Eis- und Stocksportvereins Ottakring, wovon sich … weiterlesen

«Fort mit dem Nummernzwang!»

Die Kennzeichenpflicht für Fahrräder wäre aus bürokratischer Sicht Humbug, sie eignet sich einzig für populistische Antritte. Anton Tantner (Text und Foto) zeichnet eine kurze Geschichte des Nummerntaferls für Drahtesel nach.

Alle paar Jahre wiede… weiterlesen

«I bin da Ossi»

Lokalmatador

Oswald Miksch erzählt aus seinem Leben. Er ist jetzt 91, doch das ist ihm nicht anzusehen. Von Uwe Mauch (Text) und Mario Lang (Foto)

Keine Hysterie in seiner Stimme. Kein Gram auf die Welt. Keine Angst vor der Politik. Kein Gelangweiltsein. Keine… weiterlesen

«Die Blau-Rosa-Frage ist eine große»

Interview: Lady Nutjob

Ob Erwachsene oder Kinder – Menschen lieben es, vorgelesen zu bekommen, weiß Lady Nutjob. Als Drag Queen liest sie im Rahmen des Wienwoche-Festivals aus Kinderbüchern, die vielfältige, queerfeministische Lebensentwürfe thematisieren. Text & Inter… weiterlesen

Öffentliche Erscheinungen in Favoriten

Dem guten alten Zehnten mit seiner Favoritenstraße wird ein neues Grätzl aufgebrummt: das Sonnwendviertel. Welche Wünsche und Ängste haben die neuen und die alten Bewohner_innen? Ein Kunstkollektiv hat vor Ort nachgefragt, Julia Grillmayer (Text) und… weiterlesen

Anna ist nicht alleine frei!

Musikarbeiter unterwegs … von Mexiko nach OTK, dazu pulsiert sinnliche MetaDisco

Die Wahlwienerin Ankathie Koi veröffentlicht Anfang September ihr zweites Album. Nicht nur der Titel ist stark: Prominent Libido!
Text: Rainer Krispel, Foto: Mario Lang

Vier Jahre ist es her, seit hier von der aus Bayern stammenden Ankathie Koi … weiterlesen

No Bullshit, no Rockstars

Retrospektive: Punk im Innenstadtkino

«I like it because it’s something new. You know, there’s no bullshit, no rockstars», sagt ein sehr junger Mann in Penelope Spheeris’ Los-Angeles-Punk-Doku The Decline Of Western Civilization. No Bullshit stimmt auch für Gábor Bódy, oder, wie’s im Ung… weiterlesen

aufg’legt: Natascha P.

«Adler» (CD, Vinyl) Problembär Records

Natascha P. hat einen Adler gesehen und muss uns das sofort mitteilen: «Drei Meter Flügelspannweite, er war so stolz!» Die Natascha kommt eigentlich von der Hamburger Kunsthochschule, wie sie in Wien beim «Problembär» gelandet ist, wird nicht kolport… weiterlesen

Meine Geschichte erzählen (2)

Am 7. Juni 2018 traf mich aus heitererem Himmel eine sichtbare Diagnose im Bauch: Verdacht auf Eierstockkrebs. Ich, die Krankenhaus-Phobikerin, musste operiert werden, um überleben zu können. Dann ging alles sehr schnell innerhalb von zwei Wochen gro… weiterlesen

Schweifen mit Reifen

In allen Fugen liegen die Farbkästen, heben ihre Beine gegen das Firmament, sind hungrig nach Leben und beben im Fieber. Lieber bei irgendwem als allein. Das Schienbein trägt süße Kartoffel im Steingeld. Geärgert auf Mark und Pein in edlem Gemenge. S… weiterlesen

Horizonttaumel und andere Gedichte von Janina Niemann-Rich

Horizonttaumel

In Himmelblau

der Mond sich drängt

am Lippenrot der Sonne hängt

 

Erlebt

Gegenübersicht

Beziehung in Vollendung

 

Wahlkampf

Ist Wettschwimmen im Wasserglas

 

Aha!

Mann kann sein Ges… weiterlesen

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